Die Arbeitswelt verändert sich durch die Digitalisierung und die Aufweichung hierarchischer Strukturen radikal. Immer mehr Unternehmer, Führungskräfte und Arbeitnehmer fragen sich, wie sie in Zukunft arbeiten werden – und wie sie arbeiten wollen. Es geht um mehr Mitbestimmung, Eigeninitiative, Freiräume, Kreativität, Leidenschaft … Mitarbeiter erhoffen sich mehr Freiheit, Unternehmen eine höhere Produktivität. Der Schlüsselbegriff lautet New Work. Was verbirgt sich hinter diesem Konzept und wie setzt man es um?
Mönche und Müsli
Es tut sich was in der Arbeitswelt: Immer mehr Unternehmen setzen auf neue Formen der Zusammenarbeit. In einer Reihe von Podcasts, produziert für den Deutschlandfunk Kultur, stellt die Jounalistin Inga Höltmann verschiedene New-Work-Modelle vor. Was machen diese Vorreiter anders als traditionelle Unternehmen? Zwei Beispiele sind das „Klostermodell“ der Agentur Dark House und das Preisvergleichsportal Idealo.
Die Kreuzberger Innovationsagentur Dark Horse besteht aus 30 Gründern mit gleichen Rechten, die in flexiblen Arbeitszeitmodellen arbeiten. Sie nennen sich Mönche – wegen des Gemeinschaftsaspekts – und haben sich auf die Schlüsselbegriffe Eigenverantwortung und Vertrauen eingeschworen. Das innovative Arbeits-Kloster beherbergt neben den Mönchen zeitweise auch Freelancer – „Pilger“, die projektbezogen mitarbeiten.
Auch die Internetplattform Idealo schlägt neue Wege ein: Geschäftsführer Albrecht von Sonntag sieht sich als Teamplayer, der Kontrolle abgibt und Mitarbeiter als „Erwachsene“ auf Augenhöhe behandelt. Er will überzeugen statt zu überreden und setzt auf die Flexibilität kleiner Teams. Auch eine angenehme Arbeitsatmosphäre ist ihm wichtig. Deshalb gibt es eine schicke neue Cafeteria mit einem großzügigen Gratisangebot: Bio-Obst, Müsli und Eis sind immer verfügbar.
Was bedeutet New Work?
Der Begründer der New-Work-Bewegung, Frithjof Bergmann, versteht New Work als eine Philosophie der Freiheit, die das Modell der Lohnarbeit im Sinne des Kapitalismus radikal in Frage stellt. Durch Selbstbestimmung, Freiheit und Teilhabe an einer Gemeinschaft soll sich der Mensch bei der Arbeit frei entfalten.
Das ist eine grundsätzlich neue Haltung zur Arbeit, eine Lebensphilosophie mit den Grundwerten (Handlungs-)freiheit und Gemeinschaft. Es geht Bergmann nicht darum, Arbeit oberflächlich attraktiver zu machen, vielmehr soll die Arbeit dem Menschen dienen.
Die Umsetzung der New Work im Unternehmen ist ein tiefgreifender Prozess, der völlig neue Arbeitsmodelle und Methoden umfasst und auch eine neue Bürogestaltung erforderlich macht.
Intrinsische Motivation statt Bonus und Prestige
In einer Zeit, in der die Digitalisierung viele Jobs überflüssig macht, könnte man die gewonnene Zeit dafür nutzen, herauszufinden, was man wirklich will. Die Idee dahinter: Menschen, die von sich aus einen Beitrag leisten und wissen, warum sie etwas tun, sind zufriedener. Sie arbeiten außerdem profitabler und generieren einen größeren Mehrwert für das Unternehmen.
Nach Bergmann soll Arbeit Menschen ausfüllen und glücklich machen. Und tatsächlich fragt gerade die zwischen 1980 und 2000 geborene Generation Y nach mehr Sinn bei der Arbeit, nach dem „Why“ – dem Y. Externe Motivation durch Gehalt und Status reicht ihnen nicht mehr. Sie wollen nicht nur einen Job, sondern eine sinnvolle Arbeit, eine Berufung, die sie beflügelt. Das erzeugt idealerweise eine Win–Win-Situation, denn zufriedene Mitarbeiter, die mit Herzblut arbeiten, sind motivierter und produktiver.
Wie sieht der Mitarbeiter der Zukunft aus?
Mitarbeiter sollen sich künftig gemäß ihren eigenen Interessen und Fähigkeiten entfalten. Ihre Qualifikationen sind keine konkreten beruflichen Fähigkeiten, sondern flexible Work Skills, mit denen sie schnell auf die sich wandelnden Jobprofile der Zukunft reagieren können. Eine Studie der University of Phoenix hat zehn wichtige Skills herausgearbeitet, mit denen man bestens für die Arbeitswelt der Zukunft gerüstet sein sollte:
1. Kritisches Denken
2. Soziale Intelligenz
3. Adaptives Denken: die Fähigkeit, kompetent auf unerwartete Situationen reagieren zu können
4. Interkulturelle Kompetenz
5. Informatisches Denken: die Fähigkeit, sinnvolle Informationen aus großen Datenmengen herauszufiltern
6. Neue Medien „lesen“ und Inhalte erzeugen können
7. Über Disziplinen hinweg denken
8. „Design Mindset“: das eigene Mindset an die Aufgabe anpassen können
9. Kognitiven „Overload“ filtern und priorisieren
10. Virtuelle Kollaboration
Auch das Institute for the Future in Palo Alto hat sich mit diesen Skills befasst und betont, dass globale Konnektivität, intelligente Maschinen und neue Medien nur einige der Treiber für die Arbeit der Zukunft sind. Viele Studien hätten versucht, spezifische Berufsgruppen und Arbeitsanforderungen vorherzusagen, es habe sich aber gezeigt, dass solche Vorhersagen schwierig sind und dass sich viele der Vorhersagen als falsch erwiesen haben. Sinnvoller sind deshalb Fähigkeiten und Fertigkeiten, die zu verschiedenen Arbeitsplätzen und Arbeitsbedingungen passen.
Der Patriarch hat ausgedient: neue Führungsmodelle
New Work verändert natürlich auch die Führungsarbeit massiv: Der Managementberater Franz Kühmayer ist überzeugt, dass in Zukunft nicht mehr einzelne Führungskräfte entscheiden werden, weil sie einfach nicht mehr alles überblicken können. Neue Arbeitsmodelle erfordern auch eine neue Ausbildung für Führungskräfte. Als Gestalter sollen sie ihren selbstverantwortlichen Mitarbeitern Chancen bereitstellen und sich vor allem als Coach betätigen, weniger planen, mehr experimentieren und spielerischer agieren.
Eine gute New-Work-Führungskraft befähigt die Mitarbeiter, integriert unterschiedliche Teammitglieder und kümmert sich um den Erfolg und das Wohlergehen des Teams. Als guter Kommunikator kann der Chef der Zukunft zuhören und unterstützt seine Mitarbeiter mit fachlichen oder technischen Skills. Er arbeitet außerdem kollaborativ über Team- oder Abteilungsgrenzen hinweg.
Idealerweise ist der Chef eine Chefin, denn Frauen sind die Schlüsselfiguren der digitalen Transformation, meint der CEO von Chefkoch.de, Robert Franken. Die Hirnforschung zeigt nämlich, dass Frauen besser in komplexen Strukturen denken und zyklischer vorgehen – ideale Voraussetzungen für New Work.
Die Arbeitsplätze der Zukunft
Wie soll man in einem langweiligen Büro kreativ sein? Moderne Arbeitgeber schaffen Orte der Konzentration und begünstigen den Flow durch Kreativräume zum Experimentieren. Ein Multispace muss her! Er bietet mehrere Optionen, die flexibel genutzt werden können. Das fördert Selbstbestimmung, Kreativität und Teamwork. Whiteboards, Post-it’s, bunte Stifte und andere Bastelmaterialien fördern das produktive Brainstormen.
Auch Co-Working-Spaces für digitales Nomadentum sind Bestandteile der neuen Arbeitswelt. Die unterschiedlichsten Menschen arbeiten an einem Ort und können vom interdisziplinären Austausch profitieren. Oder man nutzt gar keinen speziellen Working-Space: Arbeit kann ja auch im Bett, am Strand oder in den Bergen stattfinden – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und die Work-Life-Balance ist ein wichtiger Faktor dabei. Dank einer perfekten digitalen Vernetzung ist die physische Präsenz nicht mehr unbedingt erforderlich und man kann vollkommen ortsungebunden arbeiten.
Diversität, Eigeninitiative und Vernetzung
New Work bedeutet einen tiefgreifenden Wandel von Unternehmen: Tradierte Hierarchien werden durch eine agile Führung und neue Strukturen ersetzt. Starre Abteilungsstrukturen lösen sich auf und Projekte werden nach Kompetenzen an gemischte Teams übergeben. Diversität heißt das Gebot der Stunde: Mitarbeiter mit unterschiedlichen Hintergründen und Kompetenzen arbeiten zusammen.
Mitarbeiter sind nicht länger Lohnarbeiter mit Stempelkarte. Sie arbeiten engagiert und selbstverantwortlich. Eigene Ideen sind ausdrücklich erwünscht. Möglich wird New Work erst durch neue Technologien und Vernetzung – ob durch soziale Medien oder innovative Kollaborationsplattformen. Die Digitalisierung entlastet von administrativer Arbeit und schafft Freiraum für neue Ideen und eine effektive, zeit- und ortsunabhängige Arbeitsgestaltung.
Is New Work coming soon?
Diese Frage stellt die Haufe-Akademie, die Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte anbietet. Die Antwort lautet: Jein. Man könne New Work zwar „lernen“, aber nicht von heute auf morgen. „Eine hippe Bürogestaltung oder agile Methoden allein machen noch lange kein New Work.“ Kulturänderungen sind möglich, sie brauchen jedoch Zeit und authentische Begeisterung der Beteiligten.
Eine oberflächliche Implementierung, die sich auf Tools, Methoden oder die Bürogestaltung beschränkt, funktioniert nicht. Nur das Zusammenspiel aller Aspekte von New Work ist erfolgversprechend: Mensch, Organisation und Technik. Der Weg beginnt damit, die Mitarbeiter für die Innovationen zu begeistern.
New Work mit Videos erklären
New Work bietet riesige Chancen, in einer Welt des Wandels erfolgreich zu sein und auch noch Spaß dabei zu haben. Mitarbeiter und Unternehmen profitieren von einer höheren Produktivität durch mehr Eigeninitiative.
Sie möchten den Schritt zur New Work wagen und ihren Win-Win-Effekt nutzen? Dann überzeugen Sie Ihre Mitarbeiter vom großen Mehrwert der Neuerungen und kommunizieren Sie Ihren Weg in die neue Arbeitswelt transparent und verständlich – mit professionellen Erklärvideos von vjsual. Wir begleiten Sie gern auf dem Weg in die Zukunft der Arbeit!
Quellen:
https://www.haufe-akademie.de/l/new-work/